Lisas Erfahrung

ESK-FREIWILLIGE IN DER SLOWAKEI (FEBRUAR 2018 - FEBRUAR 2019)

Lisa hat ihren ESK Freiwilligendienst bei der Organisation Art Kruh in der Slowakei gemacht. Das hat sie von ihrem Auslandsaufenthalt zu erzählen:

Von Ende Februar 2018 bis Ende Februar 2019 lebte ich in der Mitte der Slowakei in einem kleinen Dorf namens Prencov. Ich fand mein Projekt kurzfristig durch einen „Last minute call“ auf Facebook. Ich hatte bereits die Beschreibung von hunderten Projekten gelesen, doch bis dorthin nur bei einem beworben, bei dem ich, nachdem ich in die engere Auswahl kam, leider nicht genommen wurde. Damals etwas enttäuscht, könnte ich heute nicht dankbarer sein, da ich das absolut lehrreichste und vollste Jahr meines Lebens hinter mir habe.

Als ich nun also die Bestätigung von dem Leiter der Organisation, in der ich meinen Freiwilligendienst leisten würde bekam, dass ich in drei Wochen erwartet werde, suchte ich sogleich das InfoEck auf um Nina zu bitten, ob Sie denn nicht meine Sendeorganisation werden können. Sie sagte, dass das kein Problem sei, wann es denn losgeht. Als ich ihr das Datum nannte, startete sie sofort die benötigten Dokumente mit mir durchzugehen und sie schaffte es sogar noch mich bei einem eintägigen „Predeparture-training“, der Organisation Cubic in Innsbruck anzumelden.

Trotz des kurzfristigen Abreisedatums war ich bestens vorbereitet. Wie sich dann herausgestellt hat, besser als alle anderen Freiwilligen mit denen ich dieses Jahr verbringen durfte. Meine Ankunft war relativ unspektakulär, bis nach Bratislava bin ich alleine gefahren und von dort weiter mit zwei meiner Mitfreiwilligen, die schon drei Wochen vor meinem Beginn ankamen und übers Wochenende in Bratislava waren, weiter bis nach Prencov.

Nach 3 ruhigen Tagen in denen uns das Grundstück gezeigt und die wichtigsten Dinge erklärt wurden, wie zum Beispiel das Beheizen der verschiedenen Öfen das Recycling System und der Kompost. Ich fühlte mich am Anfang ein bisschen unwohl, da das Projekt bei dem ich mich beworben hatte, ein ökologisch wertvolles Projekt aufgebaut auf Permakultur Prinzipien war. Das veränderte meine Lebensweise radikal, plus den Kulturschock der in einem anderen Land leben sowieso mit sich bringt zwangen mich aus meiner Komfortzone. Zum Glück war mein Englisch ziemlich gut und es viel mir einfacher mich zu verständigen als den anderen die aus Italien Spanien und Frankreich kamen. Auch das Zusammenleben mit vier anderen Menschen war nichts Neues für mich.

In der ersten Woche hatten wir ein Organisationstreffen in dem uns unser Slowakisch Lehrer und Mentor wie auch andere Mitglieder der Organisation ArtKruh vorgestellt wurden. Wir wurden nochmals über alle Regeln und Erasmus+ Richtlinien aufgeklärt. Wir hatte auch die erste „Dragon Dreaming“ Einheit, eine alternative Projektmanagement-Methode mit der wir uns das ganze Jahr organisieren würden. Nach den ersten Wochen fühlte ich mich schon um einiges wohler und wir hatten uns alle an den Tagesablauf gewöhnt.

Am Anfang bestand dieser aus täglicher Gartenarbeit, täglichem Feuer-machen zum Anheizen des Duschwassers und Wärmen der Wohnung. In den ersten Wochen begannen wir wöchentliche Informal-englisch-sessions im Gemeinde Zentrum der 600 Einwohner Gemeinde zu organisieren, in denen wir uns mit Interessierten Englisch Lernenden zusammensetzten um den interkulturellen Austausch zu fördern und um Freundschaften zu knüpfen. Im Mai fand dann mein On-Arrival Training statt in einer Stadt namens Martin, das war eine gute Gelegenheit andere Freiwillige die in der Slowakei ihr Evs machen kennenzulernen und auch andere Teile der Slowakei zu entdecken.

Nach unserer Rückkehr von Martin stand auch gleich das erste Training des Jahres der Organisation Artkruh an, in dem wir als Part der Organisation fungierten. Es waren ein paar sehr anstrengende Wochen in denen wir letzte Unterkünfte und Sommerduschen bauten für den anstehenden Kurs und auch das Training selber war sehr intensiv, nach dem alles vorbei war erhielten wir Zeitausgleich und ich fuhr erstmal für eine Woche nach Hause da ich mich ziemlich überrollt von allem fühlte und eine Auszeit dringend nötig war! Auszeiten waren bei uns in der Organisation nie ein Problem da ich auch 5 Wochen Urlaub in diesem Jahr hatte und jede Woche zwei Tage frei!

Im Sommer fanden viele Festivals Konzerte und Märkte in der Umgebung statt zu denen wir gingen/fuhren. Die Sommermonate verbrachte ich fast nur draußen, wir arbeiteten im Garten und wir starteten die Rekonstruktion eines 300 Jahre alten Bauernhauses mit traditionellen Arbeitsweisen. Die Tage waren lang und sonnig und die Nächte verbrachten wir unter dem Sternenhimmel mit einem Feuer das uns warmhielt. Wir aßen hauptsächlich Dinge aus unserem Garten und genossen den Schatten den uns die Bäume spendeten.

Im August empfingen wir 35 Jugendlich aus verschieden Ecken Europas für einen Jugendaustausch. Wir arbeiteten an dem Thema Soziale Inklusion durch artistische Methoden und schafften es die verschiedensten Charaktere in zwei Wochen zusammenzuführen und gemeinsam an einem Projekt zu arbeiten. Wir sahen, dass vernünftige Bildung nicht immer formell sein muss, sondern dass man sogar mehr lernt, wenn man die ganzen Regeln und Richtlinien weglässt und sich den Interessen der Lernenden widmet.

Äußerst inspiriert von diesem Konzept kontaktierten wir die lokale Volkschule um anzubieten eine „Informal english session“ in der Schule einmal die Woche zu halten, um den Kindern die Vorteile von Englisch spielerisch beizubringen und um ihnen die Angst vor dem Unbekannten zu nehmen. Wir empfanden dies als ein besonders wichtiges Konzept da die „Angst vor Fremden“ in dieser Gegend gerade in kleineren Dörfern noch sehr präsent ist und wir dachten, dass wenn man Kinder von 6-10 einfach „das Fremde“ kennenlernen lässt, könnte man dieses Problem in der Zukunft zumindest verkleinern. Nach Absprache mit der Schule und dem Hervorheben der Tatsache, dass wir keine Lehrer sind und auch nicht dazu befugt sind die Verantwortung für das Wohlbefinden der Kinder zu übernehmen oder garantieren können, dass der Bildungsauftrag erfüllt wird, starteten wir im September jeden Mittwoch für 1 ½ - 2 Stunden uns spielerisch mit den Kindern auf Englisch auszutauschen.

Da ich das nicht als Teil meines EVS kommen gesehen habe, muss ich sagen trotz anfänglichen Zweifeln, habe ich mit diesen Kindern die wichtigsten Lektionen des letzten Jahres gelernt und könnte nicht dankbarer sein für all die unerwarteten Möglichkeiten, die mir dieses Freiwilligenprogramm bot.

Mit dem Start der Schule begann auch das letzte große Erasmus Projekt, das Partnership Building. Dies half mir Kontakte mit interessanten Menschen aus ganz Europa zu knüpfen. Die Menschen, die kamen, waren und sind alles tatkräftige Leute, die ein Problem in der Welt sehen, ihr bestes geben eine Lösung für sich und andere zu finden. Von zwei 18-Jährigen Bulgarinnen die sich mit anderen Jugendlichen für die Umwelt engagieren und einer Portugiesin die sich für die Rechte von Eseln und deren Hirten in den ländlichen Gebieten Portugals, war alles dabei. Bis heute bin ich äußerst inspiriert von den Leuten, die ich dort getroffen habe, und hoffe in der Zukunft einige von ihnen besuchen zu können.

Im Herbst wurden die Hügel der Region Banská Bystrica in der ich lebte orange, rot und gelb die Blätter vielen, wir ernteten den Rest aus dem Garten und wir arbeiteten weiterhin an der Rekonstruktion. Auch die Englisch Sessions zeigten ihre ersten Erfolge, mittlerweile waren wir schon recht gut in das Dorfleben integriert, wir wurden überall mit einem fröhlichen „dobry dien“ begrüßt und die Dorfbewohner wussten, wer wir sind. Nichtsdestotrotz fehlte uns irgendetwas wir wollten ernsthafte Freundschaften mit diesen Menschen, die wir jeden Tag sahen knüpfen. Wir wussten nur nicht wie. Nach Monaten des Überlegens und des Diskutierens beschlossen meine Koordinatorin Marta, Licia eine der 3 anderen Freiwilligen und ich eine kleine Fotoausstellung zu organisieren, für die wir Dorfbewohner verschiedenen Alters interviewen. Dies wollten wir quasi als Ausrede verwenden um, trotz unserer nicht besonders guten slowakisch und ihrer meist nicht vorhandenen Englischkenntnisse ein Gespräch das über Smalltalk hinausgeht zu führen.

Nach dem wir alle von unseren Weihnachtsferien zurück waren, starteten wir mit unseren Interviews und es lief besser als gedacht, wir fanden bald heraus, dass uns die Leute nicht nur von ihrem Leben erzählten, sondern auch von ihren Träumen für das Dorf, die Gemeinschaft in der sie leben. Deswegen benannten wir unsere Ausstellung bald „Dreams of Prencov“. Wir schafften es Leute von 6-93 zu interviewen. Eine Woche vor dem Eröffnungstermin der Ausstellung kam der Part der unter meine Verantwortung viel, das Ganze szenisch umzusetzen. Die mit Metaphern gespickte Ausführung des ganzen musste fast ohne Budget auskommen, deswegen Upcycelten wir bis auf die Drucke der Fotos Material, das wir fanden.

Die Ausstellung bestand aus Tonfiguren, Zeitungpapier, alten Fensterrahmen und Origami. Zur Eröffnung kamen über 150 Leute und dann über die Woche, in der die Ausstellung stand hinweg noch mehr. Wir drei hielten sogar eine Rede auf Slowakisch. Dadurch dass wir die Träume der Menschen in Slowakisch und Englisch übersetzten, fingen Leute an darüber zu reden wie manche davon erfüllt werden können, wie man zum Beispiel mehr Dorffeste organisieren könnte. All unsere Erwartungen wurden komplett übertroffen, mit diesem schönen Ende eines wahnsinnig tollen Jahres voll mit Höhen und Tiefen. Eine Woche nach dieser Ausstellung endete mein Jahr In der Slowakei. Allerdings endete es mit dem Beginn des Jahres der neuen Freiwilligen, die wir in den letzten zwei Wochen noch kennenlernten und ihnen dieses Projekt anvertrauten.

Es war ein sehr emotionales Ende für mich, aber nicht für unsere Projekte und Träume die sich angefangen hatten zu realisieren. Ich kann meine Dankbarkeit, die ich empfinde für die Organisation Artkruh und all die Leute die mit meinem letzten Jahr in Verbindung standen nicht einmal ansatzweise ausdrücken.

Ich werde mein Bestes versuchen all die Dinge, die mir gegeben wurden, weiter zu führen und andere Leute damit positiv zu beeinflussen. Von bevor meiner Abreise bis nach meiner Rückkehr war ich umgeben von guten Leuten die mich auf meiner „Erasmus Journey“ begleiteten und mich inspirieren und die mir die Augen öffneten für all das, was Leute jeden Tag leisten für ein besseres Morgen!